Never Say Anything von Michael Lüders
Michael Lüders: NEVER SAY ANYTHING
Das Geschehen:
Die charmante Journalistin Sophie Schelling will eine ganz normale Dienstreise in den Süden Marokkos machen und wird dabei von ihrem marokkanischen Kollegen Hassan Maliki begleitet. Ziel ist die „Himmelstreppe“ in Gourrama an der algerisch-marokkanischen Grenze. Sophie will mit dem Erbauer dieser Treppe, Said Atar, sprechen und seine Deutungen für das Kunstwerk kennen lernen, um darüber in ihrer Zeitung zu berichten. Die Treppe ist eine Art islamisches Heiligtum geworden.
Als sie im Dorf ankommen, in dem Hassan mit hohem Respekt aufgenommen wird, geraten sie in einen Angriff von Drohnen und zunächst nicht zu identifizierenden Soldaten. Auf Grund von Trümmerteilen ist zu erkennen, dass die Waffen in den USA hergestellt wurden. Ein Junge berichtet von noch Schlimmerem, worauf sie an den Angriffsort in der Nähe fahren. Dort geraten sie erneut unter Beschuss, weil schwer bewaffnete Soldaten angreifen. Said Atar tötet einen von ihnen und wird selbst grausam getötet. Sophie, ebenfalls verletzt, beobachtet, wie die Angreifer, bevor sie wieder in der Dunkelheit verschwinden, toten Menschen die Geschosse aus den Leibern schneiden und mitnehmen. Verletzt muss Sophie erkennen, welche Verbrechen in einer Art Grauzone hier geschehen.
Sophie wacht später auf und bemerkt, dass sie die erste und einzige überlebende Zeugin dieses Massakers war. Ihr wird ein Tuch über den Kopf gestülpt und in Rabbat, kurz vor der deutschen Botschaft wieder abgenommen. Ihr Bericht dort wird mit ungläubigem Erstaunen zu Kenntnis genommen, aber eher belächelt. Nur der Botschafter sieht einen wahren Kern, weil er im Jemen schon Ähnliches erlebt hat.
Nun entwickelt sich eine spannende Geschichte um Vertuschung, Belügen, Diffamierung und anderem mehr, weil offensichtlich in Berlin wie in Washington Sophies Berichte unwillkommen sind, wenn nicht sogar stören. Sie kann es nicht fassen, als ihr Berichte über islamische Terroristen vorgelegt werden, die dieses Massaker verübt haben sollen. Noch komplizierter wird es, als sich FBI, CIA und andere Geheimdienste einschalten, um sie gnadenlos der Lüge, später sogar der Komplizenschaft mit den Terroristen zu beschuldigen.
Auch ihre deutschen Journalisten-Kollegen, insbesondere ihr Chefredakteur, sehen das ebenso. Dann bemerkt Sophie, wie sie immer enger von den Sicherheitsbehörden beobachtet wird. Sie wird in ihrer Redaktion, beschattet, ihr Telefon wird abgehört, und um sie regelrecht „lahm“ zu legen, wird ihr Konto bei ihrer Bank manipuliert und geleert. Sie erhält auch keinen Überziehungskredit oder andere Kreditzusagen mehr, damit sie weiter leben kann.
Auf einer Fahrt zu einem Geburtstag von Freunden ist Brandenburg wird in die Elektronik ihres Fahrzeugs eingegriffen, um ihr zu zeigen, wer sie beherrschen und auch töten könnte.
Da viele Kollegen von „Amerika-Bashing“ nichts halten, verliert sie beinahe jeden Rückhalt.
Schließlich erhält Sophie Hilfe von dem Vater des getöteten Hassan Maliki, um von Marokko aus zu ermitteln. Sophie wird sogar verhaftet und vom BND verhört. Ihr werden Manipulationen vorgeworfen, was soweit geht, dass behauptet wird, sie habe das Viedeo vom Massaker in Gourrama mit einem Filmbearbeitungsprogramm selbst zusammengestellt. Auch die deutsche Staatsanwaltschaft wirkt mit und ergreift Maßnahmen gegen sie.
Schließlich muss Sophie sich auch noch gegen massive Aggressivität einer CIA-Agentin durchsetzen. In gewissem Sinn ist für Sophie kein Platz mehr in ihrem „alten Leben“. Eine gute Freundin, Helga, organisiert aber Widerstand, um zu beweisen, dass Sophie zu Recht so vieles anklagen kann. Im Internet wird Sophie verleumdet, es erscheinen Nacktbilder von ihr auf den Bildschirmen ihrer „Freunde“, welche nie von ihr gemacht worden sind.
Mit rasender Entwicklung steuert das Geschehen auf das dramatische Ende zu. Überall wird ihr aufgelauert, sie wird moralisch nieder gemacht und sieht noch eine letzte Möglichkeit. Die gemeinsame und zeitgleiche Veröffentlichung ihres anklagenden Artikels Im „Guardian“ in UK, in „Le Monde“ in Paris und in der „New York Times.
Das allerletzte Ende sollten Sie jetzt aber selber lesen! J
Fazit: Wer den aktuellen Ereignissen der letzten Jahre bis hin zum Stellvertreter-Krieg in Syrien gefolgt ist, hat hier eine bestürzende Lektüre gefunden. Allerdings sollte er den Hintergrund des Verfassers Lüders kennen und bereit sein, auch unter anderen Vorzeichen weiterzudenken wie etwa die Annektierung der Krim oder den inszenierten Krieg in der Ukraine.
beim C.H. Beck Verlag